Der Blick in die konjunkturelle Glaskugel. Das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute und wie die Bundesregierung die Lage sieht

Im Frühjahr und im Herbst eines jeden Jahres veröffentlicht ein Konsortium von Wirtschaftsforschungsinstituten die sogenannten Frühjahrs- und Herbstgutachten, in denen für das laufende und die beiden kommenden Jahre Prognosen abgegeben werden, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird bzw. könnte.

Am 26. September 2024 war es nun wieder soweit: Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2024: Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach, so ist die Mitteilung der Institute überschrieben. Das diesjährige Herbstgutachten enthält eine detaillierte Kurzfristprognose bis zum Jahr 2026 sowie eine mittelfristige Projektion der Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahr 2029. Das Schwerpunktthema behandelt konjunkturelle und strukturelle Aspekte des Sparens der privaten Haushalte.

Das gesamte Herbstgutachten 2024 (und zum Vergleich auch das diesjährige Frühjahrsgutachten) im Original können Sie sich hier herunterladen:

➔ Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach. Gemeinschaftsdiagnose #2-2024, Berlin, September 2024

➔  zum Vergleich das „Frühjahrsgutachten 2024“: Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel. Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024, Kiel, März 2024

»Die deutsche Wirtschaft tritt seit über zwei Jahren auf der Stelle. In den kommenden Quartalen dürfte eine langsame Erholung einsetzen. Aber an den Trend von vor der COVID-19-Pandemie wird das Wirtschaftswachstum auf absehbare Zeit nicht mehr anknüpfen können. Die Dekarbonisierung, die Digitalisierung, der demografische Wandel und wohl auch der stärkere Wettbewerb mit Unternehmen aus China haben strukturelle Anpassungsprozesse in Deutschland ausgelöst, die die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft dämpfen.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahr 2024 um 0,1% sinken und in den kommenden beiden Jahren um 0,8% bzw. 1,3% zunehmen. Damit revidieren die Institute ihre Prognose vom Frühjahr 2024 leicht nach unten. Getragen wird die schmalspurige Erholung vom steigenden privaten Verbrauch, der von kräftigen Zuwächsen der real verfügbaren Einkommen angeregt wird. Das Anziehen der Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten, wie den europäischen Nachbarländern, wird den deutschen Außenhandel stützen. Zusammen mit günstigeren Finanzierungsbedingungen kommt dies den Anlageinvestitionen zugute. Die Wirtschaftspolitik sollte Produktivitätshemmnisse abbauen, den Strukturwandel zulassen und die politische Unsicherheit verringern.«

Diese Gutachten sind von Bedeutung für die Bundesregierung, die gemeinsam mit den Bundesländern und anderen Institutionen immer im Herbst eines Jahres die Steuerschätzung machen muss. Und dafür muss man die Entwicklung der Volkswirtschaft einordnen können, also man braucht Annahmen, wie sich beispielsweise das Wirtschaftswachstum entwickeln wird.

Ein Ergebnis ist dann die sogenannte Herbstprojektion der Bundesregierung. Hier das Ergebnis der Eckwerte, die von der aktuellen Bundesregierung zugrunde gelegt werden:

➔ Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2024): Eckwerte der Herbstprojektion 2024, Berlin, 09.10.2024