Da hatte ich Ihnen in der ersten Veranstaltung als ein Fallbeispiel die Entwicklung des Goldpreises präsentiert und die möglichen Ursachen für die rasante Preisentwicklung nach oben diskutiert. Da ging es dann um Donald Trump und den Zustand von Wirtschaft und Währung der USA, außerdem wie so oft in diesen Zeiten um China.

Der Goldpreis hat seine seit Monaten anhaltende Rekordrally einmal mehr fortgesetzt und nun die nächste runde Marke geknackt. In der vergangenen Nacht kostete eine Unze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls zum ersten Mal überhaupt mehr als 4.000 US-Dollar.
Mit einem Anstieg von deutlich über 50 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten sticht Gold die meisten anderen Anlageklassen aus. Selbst der Bitcoin, dessen Preis vor wenigen Tagen auf ein Rekordhoch von mehr als 125.000 Dollar gestiegen ist, kann da nicht mithalten.
Claudia Wehrle und Till Bücker aus der ARD-Finanzredaktion versuchen in ihrem Beitrag Warum der Goldpreis über 4.000 Dollar gestiegen ist eine Einordnung:
Gold gilt bei vielen Investoren in politisch unsicheren Zeiten als „sicherer Hafen“. Fachleute führen den aktuellen Anstieg dementsprechend auf politische Krisen zurück – etwa die teilweise Schließung der Regierungsgeschäfte („Shutdown“) sowie die Verschuldung in gigantischer Größenordnung in den USA.
➔ Im Jahr 2000 lag die Schuldenquote der Vereinigten Staaten bei rund 57 Prozent. Binnen 25 Jahren hat sie sich mehr als verdoppelt. Und wenn es dem US-Präsidenten Donald Trump gelingen sollte, all seine „Make America Great Again“-Pläne und Steuererleichterungen in die Tat umzusetzen, dürfte sich die finanzielle Lage in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen.
Aber da sind nicht nur die USA:
„Der Goldpreis profitiert aktuell von einer Kombination aus geopolitischen Risiken, politischer Unsicherheit in den USA und einem stabilen charttechnischen Umfeld„, erklärt IG-Analyst Salah-Eddine Bouhmidi. Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank sieht vor allem die Rücktritte der Premierminister in Frankreich und Japan als ausschlaggebend. Viele Anlegerinnen und Anleger machen sich Sorgen, wie es um die finanzielle Stabilität der Staaten bestellt ist. Und sie reagieren, indem sie ihr Geld umschichten und Staatsanleihen verkaufen.
Aber warum kaufen sie Gold?
➔ Der Werterhalt sei ein entscheidender Faktor.
Und die Geldpolitik spielt auch eine wichtige Rolle:
Hinter der seit Jahren anhaltenden Rally steckt auch die Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die US-Notenbank Federal Reserve. Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, wird es bei sinkenden Zinsen für die Investoren wieder attraktiver. Ein neues Interesse an goldgedeckten ETF-Börsenfonds, ein schwächerer Dollar und eine robuste Verbraucher-Nachfrage befeuern den Aufwärtstrend des Metalls zusätzlich.
Und dann sind da noch die anderen großen Notenbanken, die Gold kaufen und damit den Preis in die Höhe treiben.
➔ Für die türkische Notenbank etwa ist das Edelmetall so etwas wie ein Inflationsschutz, eine Maßnahme gegen die Geldentwertung im Land. Außerdem gibt es auch Notenbanken, die gezielt gegen die bisherige US-Dominanz auf dem Devisenmarkt vorgehen wollen. Viele von ihnen haben noch große Dollar-Bestände. Sie wollen sich lieber breiter aufstellen und sich unabhängiger machen vom Dollar. Allen voran tut das die chinesische Zentralbank ganz massiv und das treibt natürlich auch die Nachfrage nach Gold.
Kann das mit der Preisentwicklung nach oben noch weiter gehen?
Die rasant steigende Verschuldung vor allem in den USA, das Infragestellen der Unabhängigkeit der US-Notenbank, die historisch hohen Goldkäufe der Zentralbanken und die global anhaltenden geopolitischen Spannungen sind ein Cocktail, der den Goldpreis auch in den kommenden Wochen und Monaten strukturell stützen dürfte, so beispielsweise die Einschätzung von Sarah Schalück von der apoBank.
Es gibt aber auch skeptische Stimmen, die auf Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rallye, die den Preis in den technisch überkauften Bereich gedrückt hat, hinweisen.
Auch Harald Freiberger hat sich in seinem Artikel Alle wollen Gold mit der Goldpreisentwicklung beschäftigt. Dort wird ebenfalls auf mögliche Risiken hingewiesen, was die weitere Preisentwicklung angeht:
»Insgesamt gab es seit 1970 drei starke Preisschübe: Anfang der 1970er-Jahre, als wegen des Vietnam-Krieges die US-Staatsverschuldung überhandnahm, von 2000 bis 2010 nach dem Platzen der Internetblase auf dem Aktienmarkt – und schließlich jetzt seit dem Jahr 2018, als der Goldpreis noch bei rund 1200 Dollar war, er hat sich seitdem also mehr als verdreifacht. Es ist kein Wunder, dass diese Jahre von einer Reihe Krisen begleitet wurden: Coronavirus, Inflationsschub, Ukraine-Krieg, Israel-Krieg.«
Erstaunlich ist, dass viele Edelmetallexperten trotz dieses Preisbooms weiterhin optimistisch sind, was die Preisperspektiven angeht. So wird erwartet, dass der Goldpreis in nächster Zeit noch bis auf 4.500 oder 5.000 Dollar steigen kann. Danach sei zwar ein spürbarer Abfall von 15 bis 20 Prozent möglich, doch anschließend könne es in einer weiteren Welle hochgehen.
In jedem Fall sei der Aufwärtstrend beim Goldpreis intakt, so die Einschätzung, und als wichtigstes Argument dafür wird die Inflation genannt. Wenn Währungen verfallen, ist Gold immer der sichere Anker für Investoren. Die westliche Welt sei von einem deflationären in ein inflationäres Regime gewechselt, so die These eines Edelmetallexperten, der von Freiberger zitiert wird.
Und auch hier tauchen bekannte Argumente wieder auf, die das stützen sollen:
»Blickt man auf die Details, landet man schnell bei der hohen Staatsverschuldung der westlichen Industriestaaten, die tendenziell zu Inflation führt. Die USA haben ihre Schulden seit 1969 auf 37 Billionen Dollar verhundertfacht, sie zahlen 1,1 Billionen Dollar im Jahr für Zinsen. Und Präsident Donald Trump macht weiter Schulden über Schulden. Das Vertrauen in den US-Dollar hat bereits stark gelitten. Chinas Zentralbank tauscht in großem Stil US-Staatsanleihen gegen Gold. Auch andere Notenbanken der Welt haben sich in den vergangenen Jahren stark mit Gold eingedeckt, und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass sie das Vertrauen in die eigenen Währungen verloren haben – und ein wichtiger Grund für den Goldboom der vergangenen Jahre. Auch in Europa geht der Trend zu höherer Staatsverschuldung. Frankreich ist das abschreckende Beispiel der Stunde.«