Vor kurzem wurde das Jahresgutachten 2025/26 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung veröffentlicht. Kann man da was zum Thema (angebliche) Deindustrialisierung finden?
»Die seit Längerem nachlassende Wettbewerbsfähigkeit der Industrieunternehmen in Deutschland und die schwache Binnenkonjunktur schlagen sich in einer rückläufigen Industrieproduktion und einem Beschäftigungsabbau im Verarbeitenden Gewerbe nieder. Die Aufwertung des Euro seit Beginn des Jahres 2025 hat die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusätzlich verschlechtert.«
Und dann geht es ausführlicher weiter:
»Die deutsche Industrie befindet sich entgegen dem globalen Trend in einer ausgeprägten Schwächephase. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die deutsche Industrieproduktion nicht nur im globalen Vergleich, der von der stark expandierenden Produktion in den Schwellenländern beeinflusst wird, sondern auch im Vergleich zum restlichen Euro-Raum schwach entwickelt. Nach wie vor belasten die seit dem Jahr 2022 erhöhten Großhandelspreise für Erdgas und Strom, die nach der Corona- Pandemie stärker als in anderen großen Mitgliedstaaten des Euro-Raums gestiegenen Lohnstückkosten sowie die erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit die deutsche Industrie … Zudem zeichnet sich das deutsche Verarbeitende Gewerbe durch eine geringe Unternehmensdynamik mit im europäischen Vergleich niedrigen Gründungs- und Schließungsraten aus. Diese Belastungen dürften aufgrund der Verflechtung der deutschen Exportwirtschaft mit der inländischen Industrie die Binnennachfrage nach Ausrüstungsgütern dämpfen. So sind die privaten Ausrüstungsinvestitionen in den Jahren 2023 und 2024 sowie in der 1. Jahreshälfte 2025 jeweils gesunken.«
In dem Jahresgutachten wird dann das folgende Schaubild verwendet:

»Die deutsche Volkswirtschaft verliert mit ihrer exportorientierten Industrie zunehmend den Anschluss an die Weltwirtschaft. Der Anteil der deutschen Exporte am weltweiten Warenhandel ist von 8,0 % im Jahr 2018 auf 6,9 % im Jahr 2024 gesunken. Schätzungen des Sachverständigenrates zeigen, dass der Einfluss der globalen Konjunktur auf die Exportnachfrage nach deutschen Gütern in den vergangenen Jahren gesunken ist … Die moderate Entwicklung des Welthandels dürfte daher weniger starke Impulse für die exportorientierten Industrieunternehmen in Deutschland liefern als in der Vergangenheit. Insbesondere die Konkurrenz durch chinesische Produkte belastet die deutschen Exporte.
In China nimmt der Staat eine zentrale Rolle in der Steuerung und Subventionierung der industriellen Entwicklung ein … Im Jahr 2019 lag die staatliche Industrieförderung in China bei rund 1,7 % des BIP und damit deutlich höher als in anderen entwickelten Volkswirtschaften wie Frankreich (0,6 %), Deutschland (0,4 %) oder den USA (0,4 %). Eine Studie der Deutschen Bundesbank … zeigt, dass rund drei Viertel der deutschen Exportmarktverluste zwischen den Jahren 2021 und 2023 auf angebotsseitige Faktoren zurückgehen. Die Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit ist sektoral breit gefächert. Besonders stark betroffen sind der Maschinenbau, die Elektroindustrie und die energieintensiven Branchen wie die Chemieindustrie. Diese tragen auch stark zum Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland bei.«